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Von Wanderstock bis Rollator

Wie Sie Ihre Mobilität erhalten - Ältere Frau mit Rollator am See beim Angeln

Gehhilfen für jede Lebens­situation

Mit zunehmendem Alter oder nach einem Unfall können Gehhilfen eine einfache und elegante Lösung sein, den eingeschränkten Bewegungsradius wieder zu erweitern. Es muss nicht immer gleich ein Rollstuhl sein. Zur Unterstützung Ihrer gewohnten Beweglichkeit gibt eine ganze Reihe individueller Werkzeuge, die Ihnen im Alltag das Leben deutlich erleichtern.

Seien es Wander- oder Nordic-Walking-Stöcke, einfache Stützen, Krücken oder die immer beliebter werdenden Rollatoren – Gehhilfen können bis zu einem gewissen Grad Ihre Beweglichkeit erhalten und sogar zu mehr Mobilität verhelfen.

Dabei sollten Sie sich die Weisheit des Naturheilkundlers Sebastian Kneipp zu Herzen nehmen: „Untätigkeit schwächt, Übung stärkt, Überlastung schadet.“ Je weniger Sie im Alltag auf Unterstützung zurückgreifen, desto länger bleiben Sie körperlich fit. Allerdings gilt es, jede Form der Überanstrengung zu vermeiden, denn sonst kommt es zu Fehlhaltungen, die Folgeerkrankungen nach sich ziehen können.

Auch ist die Sicherheit ein wichtiger Aspekt, denn durch eine beeinträchtigte Stabilität kann es zu schweren Stürzen und damit noch größeren Bewegungseinschränkungen kommen. Haben Sie deshalb keine Scheu, im Alltag Gehhilfen zu benutzen. Wir stellen Ihnen die gebräuchlichsten unter ihnen vor.

Stock

Mit versilbertem Knauf oder aufwendig geschnitzten Intarsien war der Spazierstock lange Zeit weit mehr als bloße Gehhilfe, sondern vielmehr modisches Accessoire. Heutzutage wird er vor allem beim Bergwandern zur Schonung von Knochen, Bändern und Gelenken, am besten gleich im Doppelpack genutzt. Wanderstöcke sind extrem leicht, komfortabel zu verstauen und als Nordic-Walking-Stöcke selbst im Flachland ein gewohnter Anblick.

Seine Vorteile liegen besonders bei unwegsamem Gelände auf der Hand. Aber auch auf Kopfsteinpflaster, auf unebenem Waldboden oder in Parks – selbst im eigenen Garten ist ein Gehstock bei leichter Behinderung der ideale Begleiter.

Im Sanitätsfachhandel werden diverse Varianten angeboten: egal ob edles Holz oder sportlich leichtes Carbon, ultrakompakt mit Klapp- oder Teleskopfunktion sowie getarnt als Regenschirm. Achten Sie vor allem auf die richtige Länge und eine für Ihren Alltag taugliche Spitze. Stahlspitzen für weiche Untergründe eignen sich nicht für das heimische Parkett, Gummikapseln für befestigte Wege oder die Wohnung gehen im Gelände auch mal verloren. Neben den Standards gibt es allerdings auch spezielle Eiskrallen sowie Drei- und Vierpunkt-Gehstöcke, die selbst bei Drehungen und sehr hoher Belastung gute und kippsichere Unterstützung bieten.

Pro und Kontra Gehstock

  • äußerst handlich sowie preiswert
  • auf unebenem Gelände oder Treppen ideal
  • nur für leichte Gehbehinderungen empfohlen
  • wenig Stabilität und damit nur geringe Sicherheit

Krücke

Der Klassiker unter den Unfallhilfen ist neben dem Rollstuhl die Krücke. Soll beispielsweise nur ein Bein belastet oder sollen gar beide Beine geschont werden, sind Krücken eine mögliche Hilfe. Dank der Verlängerung des Hebels bis hinauf zum Unterarm oder zur Achsel, kann die Stütze deutlich stärker belastet werden als ein Stock, ohne Gefahr zu kippen. Anders als Unterarmgehstützen benötigen Achselstützen zudem deutlich weniger Koordination und Kraft, selbst auf langen Strecken, weshalb sie sich besonders für ältere Menschen und bei schwacher Kondition als praktikabler erweisen.

Allerdings sollte auch hier der Kraftaufwand nicht unterschätzt werden. Da ein Großteil der Aufgaben der Beinmuskulatur auf den Oberkörper übertragen wird, ist die Belastung entsprechend hoch. Darüberhinaus wird das Gangbild deutlich verändert, weshalb es einiges an Training bedarf, um sich sicher im Alltag bewegen zu können.

Pro und Kontra Unterarmgehhilfen und Achselstützen

  • eher geringe Belastung der Beine
  • flexible Hilfe auch auf unebenen Strecken und bei Treppen
  • setzt einiges an körperlicher Fitness und Koordination voraus
  • stark verändertes Gangbild

Gehgestell

Sie sind die Vorläufer des modernen Rollators und gehörten nach Ende des Zweiten Weltkrieges aufgrund der hohen Zahl an Invaliden bestimmend zum Alltagsbild. Auch heute noch bieten die inzwischen aus Alu mit maximal zwei Rädern gefertigten Rahmen unter den hier vorgestellten Gehhilfen den stabilsten Halt. Weil das Gehgestell mit jedem Schritt leicht angehoben werden muss, ist die Hilfe wirklich nur auf ganz ebenen Böden sinnvoll, das heißt im Innenbereich und für eher kurze Strecken.

Da ein Rollator mit angezogener Handbremse eine ähnlich hohe Sicherheit bietet, finden sich Gehgestelle als preisgünstige, aber stabile Hilfe meist nur noch in Krankenhäusern und anderen Pflegeeinrichtungen, in Privathaushalten dagegen kaum.

Pro und Kontra Gehgestelle

  • höchste Belastbarkeit
  • robustes Design ohne Wartungsaufwand
  • nur auf ebenem Boden und für kurze Strecken geeignet
  • eher unhandlich

Rollator

Seine Erfindung liegt inzwischen über vierzig Jahre zurück, erfreut sich aber erst durch die Entwicklung ultraleichter und immer kompakterer Modelle einer größer werdenden Beliebtheit. Die durch Kinderlähmung selbst gehbehinderte Schwedin Aina Wifalk schuf mit der rollbaren Stütze eine äußerst flexible Gehhilfe, die sowohl drinnen als auch draußen, beim Einkauf, Spazierengehen, Aufstehen oder Hinsetzen besten Halt und Sicherheit bietet.

Wesentlich für die wie beim Gehgestell hohe Sicherheit ist die integrierte Handbremse, die sich auch mit nur schwachen Fingern leicht bedienen lässt. Darüber hinaus lassen sich am Rollator Taschen bis zu Einkaufsbeutelgröße transportieren, ohne die eigene Standfestigkeit zu beeinträchtigen. Außerdem lädt der integrierte Sitz zu häufigeren Verschnaufpausen ein.

Rollatoren gibt es in den unterschiedlichsten Variationen, mal leichter, mal schwerer konstruiert, mit großen Rädern fürs Gelände oder kleinen Rollen für die Stadt. Die meisten sind inzwischen faltbar und lassen sich so bequem transportieren. Besonders kompakte Maße besitzt dabei das Deltarad. Die Variante hat lediglich drei Räder, ist dafür aber weniger kippsicher.

Pro und Kontra Rollator

  • flexibelste Unterstützung bei leichter Gehbehinderung
  • große Sicherheit und Belastbarkeit
  • etwas teurer Preis
  • nichts für Treppen

Fazit

Nicht jede Gehhilfe ist für jedes Krankheitsbild geeignet. Während Stöcke selbst von gesunden Menschen als Gehhilfe genutzt werden und sich deshalb vor allem bei leichten körperlichen Gebrechen eignen, sind Krücken besonders bei Verletzungen der Beine durch Brüche oder Bänderrisse zu empfehlen, setzen aber eine gute Konstitution und Oberkörpermuskulatur voraus. Gehwagen wie Gehgestelle oder Rollatoren eignen sich dagegen beispielsweise bei rheumatischen Krankheiten, Problemen mit dem Gleichgewichtssinn und allgemein schlechterer körperlicher Verfassung.

Dabei kommt es bei der Wahl der richtigen Gehhilfe nicht nur auf das eigene Handicap an, sondern auch auf den gewünschten Einsatzzweck. Lassen Sie sich in jedem Fall in einem Fachgeschäft zu den möglichen Vor- und Nachteilen eingehend beraten.